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Dogmatismus

Eindeutige Aussagen

Bei einer Meinung der Lehre oder Praxis wird in der Regel die Übereinstimmung mit der Realität als völlig zweifelsfrei unterstellt. Neben einem unanfechtbarenen Wahrheitsgehalt wird häufig auch eine hohe Bedeutung für einen bestimmten Lebenszusammenhang in den Raum gestellt.
Gelegentlich begegnet man dem Hinweis, ein Sachzusammenhang sei von Experten abschließend geklärt. Wer einer anderen Meinung anhängt, gilt als Außenseiter und Ignorant. Derartige Todschlagargumente verwendeten von jeher Bezeichnungen und Vorstellungen wie "Heide, Ketzer, Gutmensch oder Staatsfeind". Das Vorbringen weiterer Gesichtspunkte zu einem Thema soll erschwert werden. Einzelne oder Gruppen will man ins Abseits drängen.Manche erliegen der Wucht der Präsentation solcher Argumente. Ohne weitere Überprüfung kann deren Wirkung für bestimmte Menschen demotivierend ausfallen. In diesen Zusammenhang lässt sich auch die schon erwähnte "herrschende Meinung" einordnen.
Rechthaberei
Die Figur des Lodovico Settembrini in Manns Zauberberg verkörpert die Rechthaberei anschaulich: „Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung“.
Sich ungern zu entschuldigen, sondern immer darauf zu bestehen, im Recht zu sein, ist ein sicherer Weg, um unglücklich zu werden.
Wenn uns die eigene Ehre zu wichtig erscheint, neigen wir vielleicht dazu, unsere Ansichten für die richtigen zu halten. Wir reagieren dann übersteigert auf Kritik, mit der wir uns konfrontiert sehen. Manche gehen mit anderen Meinungen so um, dass sie diese nicht an sich heranlassen, sie ignorieren. Oder aber, sofern sie eine andere Ansicht überhaupt zur Kenntnis nehmen, sie schnell zu vergessen. Bei berechtigten Meinungsäußerungen und legitimen Wünschen nach Änderung bestehender Zustände wäre ein Ignorieren derselben ein Ausdruck von Lieblosigkeit und fehlender Rücksichtnahme. Ein mittelständischer Unternehmer pflegte zu Angestellten, Familien-angehörigen und Verwandten zu sagen: „Ich dulde keinen Widerspruch“. Derartiges dürfte aber mit dem Wandel der Zeiten selbst in totalitären Sekten nicht mehr tragfähig sein.
Wilhelm Busch kennzeichnet den Rechthaber so:
"Seine Meinung ist die rechte,
Wenn er spricht, müsst ihr verstummen,
Sonst erklärt er euch für Schlechte
Oder nennt euch gar die Dummen.
Leider sind dergleichen Strolche
Keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eignen Meinung.“


Sollte aber bei Menschen mit weniger ausgeprägter Skrupellosigkeit oder geringerem Selbstbewusstsein die innere Ruhe durch Kritik gestört werden, vielleicht bis hin zur Beeinträchtigung des Schlafs, erkennt man auch daran, dass es Defizite gibt. Derartig übersteigerte Reaktionen als Folge übertriebener Empfindlichkeit bilden ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zur Selbstfindung. Vielleicht suchen wir zu sehr unsere eigene -Ehre (hierzu: Joh. 5, 44!). Es mag uns an der nötigen Demut fehlen.
Wenn wir aber sicher sein können, dass jemand völlig andere Werte als die unseren vertritt und/oder es darauf anlegt, sich durch seine Rechthaberei aufzuwerten oder gar Streit zu suchen, sollte man solchen Menschen aus dem Weg gehen. Handelt es sich bei diesen allerdings um nahe Verwandte, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Gemeindemitglieder hilft vielleicht die nachhaltige Bitte an Gott, Wege zur Überwindung der Spannungen aufzutun. Man sollte auch prüfen, ob nicht die Lebensumstände zu Spannungen geführt haben. „Der Satan streut Sand in das Getriebe“. Manchmal kommt viel Unangenehmes zur gleichen Zeit. Es häufen sich die Schwierigkeiten. Zur Entzweiung führt es, wenn man für die misslichen Umstände einen Sündenbock unter seinen Kontaktpersonen sucht.
Philosophische Erkenntnisse unter dem Mantel der Besserwisserei bringen es regelmäßig mit sich, dass sie Hass erzeugen.
„So aber jemand denkt, er sei etwas, so er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Ein jeglicher aber prüfe sein eigen Werk; und dann wird er an sich selber Ruhm haben und nicht an einem andern.“ (Gal. 6, 3 f.)



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