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Fußnoten

Ohne Urteile über andere geht es nicht. Man muss entscheiden, ob und in welchem Maß man eine Nähe zu anderen akzeptiert. Zur Bewertung mag das Zulassen von Gefühlen nützlich sein. Man entscheidet "aus dem Bauch" heraus. Jeder baut auch eine Fassade auf. In Anhängigkeit von Rolle und jeweiligem Gegenüber präsentiert man eine andere Ansicht. Mitunter bricht ein Erscheinungsbild wie ein Kartenhaus zusammen. Es mag dann jemand sagen: "Das ist doch keine Überraschung. Dieser Mensch war mir von jeher sehr unsympatisch".
Andererseits kann man ohne ein Mindestmaß an
Vertrauen nicht leben. Niemand sieht die Zukunft genau voraus. Menschen entwickeln sich körperlich, seelisch und geistig weiter. Und entsprechend kann Distanz zwischen Menschen entstehen.
Manchmal gibt es außer einem Gesamteindruck auch eindeutige
Indizien. Dann geht vielleicht vielen ein Licht auf. Die Maske des anderen ist - auch für andere erkennbar - abgefallen.
Ein Fall mag dies verdeutlichen: Ein Mann nimmt über Jahre Anstoß am Auftreten des Schwiegersohns. Seine Worte und Taten provozieren ihn ständig. Dann stirbt die Mutter des Schwiegervaters. Dieser vermeidet am Tag vor der Trauerfeier, dem Mann der Tochter zu begegnen. Am Abend lässt es sich nicht vermeiden. Der junge Mann baut ein Papierflugzeug und wirft es aus kurzer Entfernung ins Gesicht des Vaters seiner Frau.
Ein anschauliches Beispiel für ein erhellendes Ereignis liefert Schiller in seiner Ballade "Der Handschuh". In diesem Fall verlangt eine Frau von einem Mann einen Liebesbeweis. Er muss sein Leben riskieren - und verlässt sie.
Text und Erläuterung bei Wikipedia.

Thomas von Kempen (1379-1491) gilt als Autor des verbreitetsten Buches nach der Bibel: "Imitatio Christi". Übersetzungen in fast hundert Sprachen liegen vor. Einem Theologie-Studenten im 15. Semester waren Autor und Werk noch nie begegnet. (Unter dem Titel "Nachfolge" hat Bonhoeffer eine Mongraphie dazu verfaßt.)
Was war nun das Motto des Thomas? Was seine wichtigste Erkenntnis? Durch Schaden sei er klug geworden. "Hoffentlich verhilft mir das zu größerer Vorsicht statt zu weiterer Dummheit!" (Kranz S. 22). Und was nun? "In en Hoexken met en Boexken - In angello cum libello".
Nur "
in einem Eckchen mit einem Büchlein" finde er Ruhe. Er bedauert, so oft unter Menschen gewesen zu sein. Auch Schopenhauer meinte, es gelte Freundschaften mit Vorsicht einzugehen. Der Schlaue sollte die Einsamkeit vorziehen.
Wer einmal in einem südlichen Land gelebt hat, wird dies anders sehen. Ähnlich wie Epikur wird man in Freunden etwas äußerst Wertvolles sehen und sich entsprechend verhalten.

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